Nachdem diese Nacht derart viel Wasser auf Buchs niederprasselte ist nun der Zeitpunkt gekommen um unseren Raftingausflug Revue passieren zu lassen.
Es war ein lauer Sonntagmorgen und die ersten Sonnenstrahlen begrüssten uns, als wir um 7:15 beim Treffpunkt eintrudelten. Kurz den Postautomaten leer geräumt und das Geld für den Tagesausflug an unseren Reiseleiter Don Lulu überreicht. Wir teilten uns auf die drei Kutschen auf und starteten den Trip.
Das Ziel war Scuol – eigentlich ganz simpel, Autobahn Richtung Chur, Tempomat rein und zurück liegen – via Landquart nach Davos und dort noch ein paar Kurven et voila. Doch keinem war bewusst, dass alles anders kommen sollte. Unser Supernavi lotste uns langsam Richtung Grenze, doch irgendwie wollten wir es nicht wahrhaben. Als wir dann Vaduz passierten waren wir very amused. Es wurde damit abgetan, dass man einfach kurz aus der Schweiz fahren müsse und gleich wieder hinein komme. Da war am fernen Horizont auch schon der Zoll zu sehen, allerdings war zu unserem Erstaunen keine wirkliche Kontrolle und kurz darauf war auch klar wieso: Willkommen in der Republik Österreich. Das Navi führte uns also tatsächlich völlig hinten rum und wir behaupten noch heute, wir wären die Ersten am Zielort gewesen, wenn da nicht noch eine kleine Sache gewesen wäre.
Was braucht es um vier Jungs ein wenig auf die Palme zu bringen? Richtig, ein 14km langer Tunnel in AUT und einen Luzernen Biobauer, welcher mit einem max. 45km/h Auto vor uns durch den Tunnel fährt. Ist anzunehmen, dass auch dieser sich ein wenig verfahren hatte, denn dieses Auto ist sicherlich nicht auf der Autobahn zugelassen und so tuckerten wir mit 45km/h durch diesen Tunnel und sahen ein rechtzeitiges Eintreffen langsam dahin schwinden.
Es wurden Polizeiautos überholt, mit 140km/h durch die Passstrassen gerast, Kurven geschnitten, beinahe abgedrängt worden, einfach alles gegeben um pünktlich anzukommen. Leider trafen wir mit 20minütiger Verspätung ein und es musste dann halt ein wenig schneller gehen.
Kurze Begrüssung, Neoprenanzug, Schuhe und Helm fassen und in die Busse, welche zum Einstieg fuhren.
Nun teilten wir uns auf zwei Boote auf, das Partyboot und das „Ich halte mich bei der kleinsten Welle fest – Boot“. Es folgte die Einführung, Erklärung der Kommandos und wie wir uns verhalten sollen, falls man ins Wasser fällt, wie man den Kollegen wieder aus dem Wasser holt und dann ging es endlich ins Wasser. Kommandos wurden durchgespielt und ehe man sich versah, waren wir auch schon INNmitten der Tour. Das Wetter war genial und die Landschaft ist wie aus einem Bilderbuch. Die Morgenabfahrt war zum warm werden und im Nachhinein betrachtet lediglich der Kindergeburtstag unter den Raftern.
Von der Berglandschaft inspiriert wurden die ersten Strophen von Heidi angestimmt, mit dem Partnerboot Kloot ein Geburtstagständchen vorgetragen und mithilfe der Paddel das andere Boot nassgespritzt. Zum Glück hatten wir den Guide erwischt, welcher auf einen Schlachtruf verzichtete und so amüsierten wir uns auf Kosten der anderen Teams. Als Don Lulu bei einem anderen Boot sein Paddel in den High-Five-Paddel-Kreis hielt wurde er von jenem Guide angeknurrt und später hinterhältig angegriffen. Der Angriff blieb erfolglos und unsere Fahrt ging weiter.
Die hinteren Reihen blieben an diesem Morgen mehrheitlich trocken. Pirat Magru begann zu stänkern und der erste Auftritt unseres Guides war gekommen. Wenn man seinen Fuss unter den vorderen Sitz klemme, könne man nach hinten lehnen und so den Kopf ins Wasser halten. Magru platzierte sich entsprechend, kam jedoch nicht ganz runter, da half der Guide nach und warf ihn aus dem Boot. Ein Griff an die Weste und schwups war er wieder im Boot und es konnte weitergehen.
Die Morgenfahrt ging langsam zu Ende und wir trieben in einen Stausee und sahen den Ausstieg. Die grandiose Idee wir könnten die letzten Meter schwimmen bereuen wir noch heute. Das Wasser hatte eine gefühlte Temperatur von 30 Grad UNTER NULL. Wir trieben wie gekenterte Titanicpassagiere im eiskalten Wasser und versuchten uns so wenig wie möglich zu bewegen. Husch aus dem Wasser und in der Sonne aufwärmen. Die Boote verladen und ab in den Bus, welcher uns zum Basiscamp zurückbringen sollte. Wir hatten ungefähr 120 blinde Passagiere im Bus, alle als Fliege getarnt.
Im Basiscamp angekommen, wurden die Westen und Jacken zum trocknen auf die Wiese gelegt und an den Tischen Platz genommen. Nach einem leckeren Steak mit Beilage wurde der Morgen besprochen und man bereitete sich auf den Nachmittag vor. Ausrüstung wieder zusammensuchen und nach 25minütiger Fahrt waren wir beim Einstieg für die Nachmittagsfahrt.
Kloot testete das Gleichgewicht von Yannz, welches wohl noch vom Vorabend getrübt war und so landete Yannz noch am Land rücklings im Boot.
Die Boote wurden ins Wasser gelassen, Platz genommen und weiter ging’s.
Was in den nächsten Minuten kam, hatte niemand vorausgesehen. Die Worte des Guides: Nun gehen wir surfen – sollten uns noch lange in Erinnerung bleiben. Es sah aus wie ein kleiner Wasserfall und das Boot wurde von unten hinangeführt. Das Kommando „In dä Boat“ (was soviel bedeutet wie ins Boot, also alle müssen sich ins Boot setzen) fiel und wir nahmen im Boot Platz. Die Schnauze senkte sich unter hunderte Liter flossen über die ersten zwei Reihen des Bootes. Nach wenigen Sekunden waren wir wieder „draussen“ und rangen nach Luft. Dieses Spiel ging noch zwei weitere Male gut. Nun wäre gedacht gewesen, dass man auf dieser Welle mit dem Boot surfen kann. Nur war es durch das Rauschen unmöglich das angebliche Kommando „RECHTS“ zu hören, wir sollten alle auf die rechte Seite wechseln, da dies niemand getan hatte: Mann über Bord! Innerhalb von Sekunden drehte es unser Piratenschiff und wir flogen durch die Luft ins Wasser. Action pur, wir trieben im Wasser herum und jagten unserem Boot nach, welches der Guide im Nu wieder gedreht hatte. Die Information, dass man im Falle des aus dem Bootes fliegen sofort an die Seite des Flusses sollte, war wie weggespült und alle trieben in der Mitte. Wobei treiben das falsche Wort ist, die Strömung hatte recht Pfiff und die Steine waren nicht ohne. Blaue Flecken am unteren Rücken und Oberschenkel waren vorprogrammiert. Neben mir schossen Paddel durch das Wasser und jeder versuchte irgendwie in die Nähe eines Bootes zu kommen.
Eine andere Gruppe entschloss sich ein Asylboot zu machen und fischten 4 von uns in ihr Boot, war ein wenig eng, aber wenigsten waren wir in Sicherheit. Der Rest wurde zusammengesucht und nach einer kurzen Pause, nahmen wir wieder in unserem Boot Platz. Die weitere Abfahrt hatte noch einige tückische Stellen und es war Chilbi pur. Leider war der Nachmittag schnell um und wir mussten uns wieder auf den Weg ins Basiscamp begeben.
Nun gab es Bier und Cookies, einige sassen in der Sonne, andere wärmten sich in der Sauna auf. Man verabschiedete sich langsam und begab sich auf den Heimweg. Dieses Mal ohne Umweg ins Ausland und deshalb machte man in Davos noch einen kurzen Verpflegungsstopp.
Wieder in Buchs angekommen traf sich die Mehrheit noch in der Stammkneipe, trank genüsslich ein Bier und ass einen kleinen Happen. Es wurde gelacht und geflucht und die Situationen des Tages noch mal vor geistigem Auge durchgegangen.
Wir werden uns noch lange an diesen Ausflug erinnern und es war bestimmt nicht das letzte Mal.
Over & Out